Zuck and Data, kaum zu unterscheiden
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Was ist besser? Star Trek oder Star Wars? Das ist doch klar. Natürlich Star Trek. Das ist viel realistischer. Viele technische Spielereien, die damals gezeigt wurden, sind heute schon Realität geworden. Bei einigen sind wir sogar schon weiter. Zum Beispiel beim Kommunikator – der gleicht doch erstaunlich genau den Falt-Handys von Ende der 90er Jahre. Die Funktionen eines modernen Smartphones schlagen ihn mittlerweile ja um Längen. Es ist, als ob sie damals in die Zukunft hätten schauen können. Man nehme nur den Androiden Commander Data. Der gleicht verblüffend Mark Zuckerberg. Data könnte sein Zwillingsbruder sein. Weitere Ähnlichkeiten gibt es aber zwischen den beiden nicht.
Commander Data aus Star Trek wurde programmiert, um den Menschen zu dienen. Er ist eine durchaus altruistische Konstruktion und daher sympathisch. Zuckerberg ist im Gegensatz dazu alles andere als altruistisch. Er möchte, dass umgekehrt die Menschheit ihm dient und ihm seine Taschen füllt. Am liebsten hätte er eine Welt voll von steuerbaren Androiden, die einfach nur konsumieren. Denn darauf zielen seine Algorithmen ab. Er hat nur gewartet, dass seinen Diensten keine Leitplanken mehr auferlegt werden. Das hat er unter dem aktuellen Präsidenten der USA gezeigt. Und daher ist Zuckerberg eben auch gefährlich. Er erinnert irgendwie an einen bösen Schurken aus einem James-Bond-Film, der die Weltherrschaft an sich reissen will. Was ihm ja irgendwie auch gelingt. Ca. 85 % der Menschen in Europa benutzen nach wie vor seinen Messenger und geben ihm somit ihre kompletten sozialen Kontakte und Verbindungen in die Hand, die er selbstverständlich gewinnbringend an Werbetreibende verkauft. Wie viel Macht er mittlerweile besitzt, sieht man daran, dass er beim Galadinner der Tech-Giganten im Weissen Haus im September 2025 rechts von Präsidenten sitzt. Seine Algorithmen und Plattformen sind in der Lage, ebendiesen auf einen Thron zu heben. Was sie ja schon zweimal getan haben. Oder aber ihn auch zu stürzen.
Aber wie das in Filmen auch der Fall ist, so ist es zum Glück auch im richtigen Leben. Es gibt immer auch einen guten Gegenpart. Das wäre betreffend Zucks Messenger seine Gegenspielerin Meredith Whittaker, die Präsidentin der Signal Foundation – und die war natürlich nicht zum Galadinner eingeladen. Von ihrem Style her könnte sie grad so gut eine Marvel-Superheldin sein. Und sie ist auch eine Heldin. Ihre Superkraft ist der Datenschutz und ihre Mission ist es, die Daten der Benutzer vor dem Zugriff der Mächtigen und Gierigen zu schützen. Sie handelt nicht mit den Metadaten der Benutzer. Mit niemandem. Und damit bietet sie ihm und anderen Bösewichten die Stirn. Sie geht nicht mal vor Staaten wie Russland oder China in die Knie. Der Europäischen Union droht sie mit Rückzug vom europäischen Markt, sollte das Gesetz zur Chat-Überwachung durchgewunken werden. Sie gewichtet ihre Mission höher als den Umsatz. Respekt!
Meredith Whittaker, President of the Signal Foundation
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Warum schreibe ich überhaupt über so was in meinem Philosophie-Blog? Weil es um unsere Entscheidungsfreiheit geht. Und folglich auch um unseren freien Willen. Wenn wir dauernd mit auf uns persönlich zugeschnittener Werbung bombardiert werden, werden wir beeinflusst. Würde diese Werbung nicht wirken, dann könnte man damit nicht zu einem der reichsten Männer der Welt wie Zuckerberg werden. Das alleine ist genug Beweis dafür, dass diese Werbung wirkt.
Werbung erzeugt Bedürfnisse, die wir ohne sie gar nicht hätten. Schopenhauer hat schon hergeleitet, dass wir zwar tun können, was wir wollen, aber dass wir nicht wollen können, was wir wollen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass diese Werbung unser Wollen beeinflusst. Folglich heisst das aber eben auch, dass wir uns kaum dagegen wehren können, da es in unserer Natur liegt, dass wir unsere Bedürfnisse zu befriedigen versuchen. Diesbezüglich haben wir leider nur begrenzt einen freien Willen.
Der Mensch thut allzeit nur was er will, und thut es doch nothwendig.
Arthur Schopenhauer, Über die Freiheit des Willens
Darüber, dass wir nicht wirklich einen freien Willen haben, spricht auch die renommierte Physikerin Sabine Hossenfelder. Ihre Rückschlüsse aus der Physik auf unsere Existenz zeigen auf, dass leider unser Wille nicht so frei ist, wie wir das gerne hätten. Diese Erkenntnis hat sie in eine Krise gestürzt und sie musste sich deswegen sogar mehrere Jahre bei einer Psychotherapie Hilfe holen. Das gibt sie frei in einem Interview in der «Sternstunde Philosophie» preis.
Wenn wir schon wissen, dass wir nur einen begrenzt freien Willen haben, sollten wir ihn schon gar nicht einem Zuckerberg offenlegen, der ihn dann indirekt manipuliert. Schlimmer noch, er missbraucht auch unsere sozialen Kontakte, um uns in eine Abhängigkeit zu stürzen, aus der man kaum mehr rauskommt. Und ebendiese sozialen Kontakte und Freunde sind dann im selben Netz gefangen und werden auch manipuliert. Was für ein perfides Geschäftsmodell.
Wir sollten auch ein wenig Superheldinnen und Superhelden werden und uns dagegen auflehnen.
Sich von den sozialen Ansprüchen ganz freizumachen hat etwas Heroisches.
Philosoph Chris Neuhäuser im WDR5, Das Philosophische Radio vom 28. Juli 2025
Signal positioniert sich gegen die Chat-Kontrolle
Gibt es wirklich einen freien Willen?
Ein spannendes Interview mit der Physikerin Sabine Hossenfelder. Sie bringt das Thema von oben sehr genau auf den Punkt (Minute 20-26). Übrigens auch in voller Länge ein interessantes und aufschlussreiches Interview: